„Eine Meile vor der Stadt im Wald – dort warte ich auf dich.“

Ein Theaterstück im Unterricht zu lesen, ist etwas anderes als es leibhaftig auf der Bühne mitzuerleben. Das dachten sich die Deutschlehrerinnen der 9. und 10. Klassen der Gräfe-Regelschule und luden interessierte Schüler zu einem gemeinsamen Theaterbesuch nach Weimar ein. 

25 Schüler der oben genannten Klassen folgten dem Aufruf und so fuhr man am Abend des 28. April in die Redoute ( aus dem Französischem „ Zufluchtsort“), um den "Sommernachtstraum" von William Shakespeare anzusehen. Die Redoute in der Ettersburger Straße, ehemals das "Haus der Offiziere", dient dem Nationaltheater wegen Bauarbeiten am Orchestergraben als Ausweichspielstätte bis zur Sommerpause und dem Beginn der neuen Saison.                                                    

Es war schon etwas Besonderes – unser Besuch im Theater. Im Vorfeld wurde noch einmal der Inhalt des Stückes gegoogelt. Schließlich wollte man ja wissen, was sich auf der Bühne abspielt. Fragen wie - Was ziehst du an? Muss man sich chic machen?  - gingen wohl durch die Köpfe der mitfahrenden Schüler. Aber auch in Jeans und Shirt machte man immer noch eine gute Figur. Heute bedeutet ein Theaterbesuch nicht zwangsläufig, dass man im Anzug und Krawatte und dem kleinen Schwarzen auftreten muss. Der Dresscode hat sich der Zeit und dem Publikum angepasst.                                                          

Jacken und große Taschen in den Schließfächern verstaut, die Plätze aufgesucht, erwartete man mit Spannung das Bühnenspiel. Eine große Tafel, drum herum Schauspieler, die sich zu einer Leseprobe eingefunden hatten. Geht das den ganzen Abend so? Mitnichten.                          

Was dann auf der Bühne zu sehen war, riss alle in ihren Bann. Es wurde herzhaft gelacht, applaudiert, mitunter aber auch geschockt auf manches Kostüm oder Körpereinsatz der Schauspieler gestarrt. Das kann man doch nicht.... In der Pause löcherten die Schüler ihre Begleiterinnen mit Fragen. Wie kann sich jemand so verstellen? Wie kann der Schauspieler, der zum Esel mutierte, in diesen Schuhen laufen? Gerade dieser Schauspieler, der den verwunschenen Bühnenarbeiter Zettel mimte, gewann uns Respekt ab. Er erntete dafür den entsprechenden Applaus. Am Ende der Vorstellung wandte sich Puck, ein Spaßmacher in vielerlei Gestalt, an das Publikum. Er meinte, falls uns das Stück nicht gefallen habe, sollten wir so tun, als wäre alles ein Traum gewesen, andernfalls bat er uns zu applaudieren. Dieser Aufforderung folgte das Publikum im Saal nur zu gern. Wir jedenfalls erlebten einen Theaterbesuch der besonderen Art. Alle waren begeistert und beeindruckt vom Spiel auf der Bühne. Die Nachhaltigkeit der Eindrücke prägte auch die Gespräche am nachfolgenden Unterrichtstag, der trotz später Heimkehr am Abend bewältigt werden musste. Schade nur, dass sich nicht mehr Schüler für diesen Lernort begeistern konnten.                                               

Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. Wo kann man den Lesestoff besser verstehen als durch das Spiel auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

B. Hinz

Anmerkung: Titel aus: „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare

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SommernachtstraumDas Publikum